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Babylon Berlin 1920/2020

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Babylon Berlin 1920/2020

Babylon Berlin 1920/2020

Zwischen Burlesque und Berghain - Faszination Metropolis

Künstler waren zu allen Zeiten inspiriert von der Metropole an der Spree. Ihre Lieder dokumentieren den Wandel der Moden und des Zeitgeistes. Gestern noch „Untern Linden, untern Linden“ und „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ oder, etwas zackiger, „Das ist die Berliner Luft-Luft-Luft“. Und heute, weniger operetten- und chanson-lastig, „Kreatur der Nacht“ von Isolation Berlin. Einst Charleston und Tango, heute Techno und Electro. Dazwischen der Joachim Heider-Discosound für eine Marianne Rosenberg oder David Bowies mauerberlin-inspiriertes Rock-Masterpiece „Heroes“… Die Vielfalt einer Weltmetropole mit so wechselhafter Geschichte wie kaum eine andere Großstadt auf der Erde. Berlin hatte stets seine eigenen Lieder. Seine eigene Mode. Sein eigenes Tempo. Aber wie sah es mit eigenen Düften, eigenen Parfums aus? Seltsam – was für viele Weltstädte wie Paris, London, New York, Rom, Mailand usus ist, nämlich zahlreiche Duftkreateure und Manufakturen anzuziehen, hat in Deutschland kaum Tradition. Der einzige traditionelle deutsche Parfum-Hersteller der Haut Parfumerie, der heute noch produziert, ist F.J. Schwarzlose Berlin. 

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Inspiration „Die Goldenen 20er“

Über die Geschichte der Firma Schwarzlose, die es immerhin bis zum internationalen Duft-Kult und zum kaiserlich-königlichen deutschen Hoflieferanten brachte, haben wir unserem Blog schon berichtet. Lassen wir die heutigen Protagonisten nun erklären, wie eine Dekade zwischen zwei Kriegen heute noch eine solch große Inspiration sein kann:

(Text Schwarzlose) 
Die ereignisreiche Dekade zwischen zwei Weltkriegen war geprägt vom Wirtschafts-aufschwung in den Industrieländern sowie einer Blütezeit für Wissenschaft, Kultur und Kunst. Gleichzeitig entfaltete sich vor allem in Metropolen wie New York, Chicago, London oder Paris eine bis dahin ungekannte, revolutionäre gesellschaftliche Freizügig-keit, Ausgelassenheit und Wildheit, deren Epizentrum die deutsche Hauptstadt Berlin war, in der aus heutiger Sicht ein explosiver ‚Tanz auf dem Vulkan‘ stattfand, der 1929 mit der Weltwirtschaftskrise endete.


Berlin war in jener Zeit eine Wiege für Meilensteine in der Filmgeschichte mit Metropolis, Dr. Mabuse, Nosferatu, Das Cabinet des Dr. Caligari, Der Blaue Engel u.v.a., in der Kunst etwa mit George Grosz, Mitbegründer der Dada-Bewegung, in der Literatur mit Gerhard Hauptmann und Alfred Döblin sowie in der Architektur mit Erich Mendelsohn und Walter Gropius. Jazzlokale, glamouröse Revuen und Tanzpaläste, in denen Charleston und Swing getanzt und hemmungslos alle Grenzen ausgelotet wurden, begründeten Berlins Ruf als Sündenbabel. Die ‚neue Frau‘ mit Bubi-Kurzhaarfrisur und kurzem Kleid rauchte lange Zigaretten, tanzte durch die Nacht und war das Symbol der Emanzipation der Geschlechter.

Um das explosionsartig wachsende Interesse der Menschen jener Tage an Ablenkung, Kunst, Amüsemang, Sport, Freiheit und auch Moden und Duft zu verstehen, das die 20er zum „brüllen“ brachte (roaring), ihren Hunger auf Leben, muss man sehen, dass diese Dekade von gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt war wie kaum eine andere. Der verheerende erste Weltkrieg war erst kurz zuvor geendet. Seine Auswirkungen waren immer noch spür- und sichtbar, wie etwa viele Kriegsversehrte und Verstümmelte im Straßenbild. Gleich hinterdrein kam, und das ist eine tatsächliche Parallele zu 2020, eine Pandemie die weltweit 50 Millionen Tote forderte: Die Spanische Grippe. Die größte Heimsuchung seit der Pest. Zudem war das vertraute Hierarchie-Koordinaten-System zusammengebrochen: Man war die Monarchie gewohnt gewesen – jetzt war man Republik. Und bald sollte noch eine monströse Inflation wüten. Ist es ein Wunder, dass der innere Kompass auf Zerstreuung und Spaß stand? Die Kleidung wurde sportiver, Stoffe und Säume wurden legerer und figurbetonter. Von den burschikosen Frisuren ganz zu schweigen. Alter Muff der Kaiserzeit war out. Frauen öffneten den Türspalt zur Emanzipation und ergriffen Berufe wie Sekretärin oder Telefonistin. Und irgendwann waren dann auch Körperpflege, ein wenig Luxus wie schickes Parfum keine „Marotten“ mehr sondern begehrte Begleiter und Kultobjekte des Alltags. 

Das Variete boomte ebenso wie große Nachtclubs oder auch billige Kaschemmen. Hauptsache Ablenkung vom Alltag – von Maloche, finsterten Mietskasernen und Milliardenpreisen für ein einziges Ei. Und doch schnupperte man auch am Wind der neuen Freiheit. Diese war größer denn je. Das Indiviuum fing an, etwas zu gelten. Persönlicher Stil und Extravaganz wurden hochgeschätzt. Und so wurden die 20er das ganz große Jahrzehnt für F.J. Schwarzlose und seine exklusiven Parfums. 

Zitieren, huldigen aber nicht kopieren

In der Formensprache der Flakons als auch in der Gestaltung der Typographien und der Marketing-Kampagnen orientieren sich die heutigen Macher von Schwarzlose, an der Glanzzeit der Originale. Anklänge an Art Deco und Expressionismus sind deutlich zu erkennen. Dies gelingt der Berliner Manufaktur so vortrefflich, dass sie kürzlich sogar in den Deutschen Rat für Formgebung aufgenommen wurde. Dieser macht sich zur Aufgabe, die Wichtigkeit der Gestaltung mehr ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. In einem Blogbeitrag von Schwarzlose heißt es: 

Auch für Traditionsmarke J.F. Schwarzlose Berlin spielt Gestaltung eine prägende Rolle. 2012 belebte Lutz Herrmann die Marke J.F. Schwarzlose mit einem gelungenen Mix aus Tradition und Moderne neu. Somit ist er Neugründer und auch Creative Director der Marke. Viele international bekannte Parfumflakons und Marken tragen seine Handschrift.

J.F. Schwarzlose Berlin wird zudem in die Publikationsreihe “Die großen deutschen Marken” aufgenommen. Seit 2013 werden in einer hochwertigen Buchform herausragende deutsche Markenunternehmen vorgestellt. Das Buch beweist, dass “Designed in Germany” mittlerweile mit dem Prädikat “Made in Germany” Schritt halten kann.

Doch das Gestern ist das Gestern, das Heute das Heute. Der Spagat muss geschafft werden, eine große Tradition fortzuführen, sie jedoch jung und spannend zu übersetzen und für den heutigen Zeitgeist attraktiv aufzubereiten. Denn vor der Tradition erstarren und krampfhaft versuchen, das Gestern festzuhalten, war noch nie ein Weg zum Erfolg. Zurück zum Anfang: Jede Zeit hat ihre Lieder. Operetten- und Marschmusik hört man heute eher selten aus den Subwoofern. Es galt, das Beste an den Schwarzlose-Formeln zu erhalten und mit heutigen Erkenntnissen und Stilvorlieben anzureichern, zu ergänzen. 

Die Tradition ist Verpflichtung, einzigartige Produkte mit Substanz zu kreieren, relevante und authentische Konzepte sowie originelle, innovative Düfte, entwickelt und von Hand gefertigt unweit der historischen Schwarzlose-Fabrik in Berlin Moabit. 

Das Team bringt jahrzehntelange Erfahrung ein: Lutz Herrmann entwirft seit den 80er Jahren Flakons für Klassiker von Joop, Hugo Boss, Jil Sander, Davidoff, GUCCI, Lacoste u.v.a., während Parfümeur Véronique Nyberg als Entwicklungschef des Duftölherstellers Mane Düfte für viele internationale Marken kreiert. Bei Schwarzlose verwirklichen beide ihre Passion für Berlin und die deutsche Parfümgeschichte. Die aktuelle Kollektion umfasst sowohl neue Interpretationen von Schwarzlose-Klassikern, deren Ur-Formel mit Chromatographie-Analyse alter Flakons ermittelt und dann modern interpretiert wurde, als auch Neukreationen, inspiriert vom heutigen Berlin. Düfte und Design sind kosmopolitisch & zeitgemäß, souverän & selbstbewusst – aber nie laut – originell und fern von jeder Mainstream-Attitüde: Exzentrisch, extravagant & schillernd wie die Stadt Berlin. 

Nur so kann es gelingen, eine Brücke über die Zeit zu schlagen. Doch wie immer der Beat klingt, wie auch immer die Moden sich ändern mögen: Berlin bleibt doch Berlin. 

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