Einzigartig wie Du selbst: Nischendüfte
Mit Parfums seine Individualität unterstreichen
Parfums sind eine ernste Angelegenheit. Sie helfen uns, unsere Individualität zu unterstreichen – da Düfte sehr unmittelbar auf unser Gegenüber wirken, tun sie dies meist noch mehr als unsere Kleidung. Und sie sind, wie kaum ein anderes „industriell / handwerklich hergestelltes Produkt“ assoziationsträchtig und wirken sich unmittelbar auf unsere Gefühle, ja, unsere Psyche aus. Parfums sind Privatsache. Daher greifen immer mehr Menschen zu „privaten“ Parfums und sehen sich auch abseits des Massenmarktes um. Diese Gefilde der aufwändig per Handarbeit und mit persönlicher Kreativität hergestellten Düfte nennt man „Nische“. Aber warum eigentlich?
Nische klingt vorneweg irgendwie auch abseitig, nerdig, un-trendy. Positiv besetzt kann das Wort aber auch signalisieren: Ich bin nicht wie alle anderen – jede*r befindet sich doch de facto in seinem ur-eigenen individuellen Lebenskonzept, eben in seiner „Nische“. Tatsächlich steckt hinter dieser Bezeichnung aber keine tiefergehende soziologische Kategorisierung oder gar eine tiefenpsychologische Herkunft. Der Begriff „Niche“ kommt aus der Welt der Werbung und Marktforschung. Damit wurde zu Beginn der 80er ein neu aufkommendes Marktsegment identifiziert, das eine kleine Kundengruppe bezeichnete, die gerne subtilere, sich von Massenprodukten sowohl in Auflage als auch Inhalt unterscheidende, Parfums haben wollte – und nunmal irgendwie als Zielgruppe mit einem Namen gekennzeichnet und kategorisiert werden musste. Und es ist kein Wunder, dass diese Bewegung in den 80ern ihren Anfang nahm: die 80er waren das Boom-Jahrzehnt der Designer-Parfums!
Die Industrie entdeckte in den hedonistischen und konsumfreudigen 80ern Marketing, Werbung, PR und die Zugkraft von großen Namen. Eine Kampagne jagte die nächste – große Werbeschlachten stellten Parfums vor und machten etwa Mode-Designer zu wahren Popstars und zum Kult. Tatsächlich haben Namen wie Lagerfeld, Armani oder Paco Rabanne ihre Bekanntheit in der breiten Masse weniger ihren Haute-Couture-Runway-Shows in Mailand oder Paris zu verdanken als viel mehr ihren Erfolgen auf dem Duft-Sektor. Welcher Deutsche interessierte sich im Alltag schon wirklich ernsthaft für die Avantgarde in der (unerschwingliche teueren) Bekleidung? Aber mit einem Eau de Toilette wurde die Welt (und das Prestige) eines Giorgio Armani plötzlich auch für breitere Schichten der Bevölkerung erschwinglich. Ein Hit nach dem anderen wurde damals groß angekündigt – jeder erinnert sich wohl noch an durchdringende Kampagnen wie „Egoiste“ (Chanel) oder „Cool water“ (Davidoff). Die großen, nicht zuletzt durch Marketing populär gemachten, Erfolge hießen: Lulu (Cacharel), Poison (Dior), Bottled (Boss), Le Male (Gaultier) und in jüngerer Zeit etwa „One million“ (Paco Rabanne) oder „La vie est belle“ (Lancome). Jil Sander, Wolfgang Joop und Thierry Mugler, bislang nur Fashionistas und Mode-Freaks geläufig, wurden über ihre Dufterfolge zu „Allgemeingut“. Diese Zeit prägte dann auch das allgemeine Bild von Parfum. Und in eben dieser Liga (namhafte Desigener / Marketing-Rummel / bekannte Testimonials etc etc…) machen die Werbe-Kosten zwischen 30 und 80 % (!!!) in der Herstellung aus!
Nicht zuletzt wegen dieses Kostendrucks (oder sollen wir sagen: dieser Spirale des Wahnsinns?) fingen gerade in dieser Ära vereinzelte Parfümeure an, nach anderen Herstellungswegen zu suchen, auf denen sie eigene Düfte handwerklich, womöglich nach traditionellen Methoden, herstellen konnten. Gleichzeitig traf sich dies aber auch mit dem vermehrt aufkeimenden Kundenwunsch einiger Individualisten nach „anderen“, „subtileren“, weniger „vorkonfektionierten“ Gerüchen. Zusammengefasst könnte man dieses Jahrzehnt umschreiben mit „Aufbruch“: Während die großen Marken viel Geld in die Erforschung des Massengeschmacks steckten und zu eruieren, welche Düfte ein breites Publikum ansprechen (um dann ihre Kampagnen auf diese Erkenntnisse / dieses Publikum zuzuschneiden), suchten die Schöpfer der Nischendüfte nach „sich selbst“, traten die Reise nach innen an und stellten ihre eigene Kreativität, ihre eigenen Intention, ihr eigenes Erleben ins Zentrum der Duftkreation. Wo der eine Designer beispielsweise seine Kindheit in der Provence olfaktorisch nachbildet, setzen karthausische Mönche auf Capri auf jahrhunderte alte Formeln um ihre Düfte herzustellen. Die Quellen der Inspiration im Nischensektor sind unendlich breit gestreut.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Dies ist kein endgültiges Plädoyer für die eine oder andere Methode, wir schlagen uns nicht „auf eine Seite“. We present the best of both worlds. Haus-der-Düfte.de findet: Beides hat seine volle Berechtigung. Alles ist willkommen, was Kundenwünsche abdeckt und befriedigt und Sehnsüchte stillt. Gerade unser Online-Shop ist ja ein Muster-Beispiel für Co-Existenz: wir bieten Nischendüfte an, aber auch gute Mainstream-Produkte der Prestige-Klasse, da, wo der Mainstream nach unserer Meinung die Nische küsst und eine große Kreativität an den Tag legt. So findet man auf unseren Seiten sowohl Individualisten wie Anais Beguine und ihre „Chapel Factory“ – aber auch die beliebten, weithin bekannten Produkte von „Versace“.
Mittlerweile setzt sich eine Kenntnis, eine Einsicht beim Konsumenten durch: der Nischenduft unterscheidet sich sowohl im Herstellungsprozess als auch in den Vertriebswegen, in Inhalt und Form. Der Kunde ist heutzutage bestens informiert, auch über den Einsatz bestimmter seltener Rohstoffe, die oft in der Nische zum Tragen kommen. Dass ein oft in viel geringerer Stückzahl, nicht selten noch mit Zuhilfenahme handarbeitlicher Schritte hergestellter Naturduft nicht so günstig angeboten werden kann wie ein Titel des Massenmarktes, muss oft gar nicht mehr vom Fachverkäufer erklärt werden. Hier stößt man mehr und mehr auf Bereitschaft und Wissen. Auch wird der Parfümeur selbst mehr und mehr als Kreateur und Künstler anerkannt, der nicht mehr nur seinen „guten Namen“ für eine Kampagne hergibt, sondern tatsächlich seine ganze Persönlichkeit in einen Duft steckt. Er wird gesehen als Freigeist der, mehr noch als in der Industrie, freie Hand bei Entwicklung und Herstellung hat. Man weiß mittlerweile: Jedes Nischenduft-Haus hat seine eigene Herangehensweise an das Thema „Parfum“. Eine eigene Geschichte. Oft sehr spezifische Zutaten, die kreativ, mitunter sogar dekonstruktivistisch eingesetzt werden, heben den Charakter eines Duftes hervor und erzählen seine Geschichte. Nischendüfte zeichnen sich meist durch eine starke Identität aus. Nicht selten trauen sie sich, gegen den Strom, gegen Trends zu schwimmen und sind gelegentlich sogar sozusagen der olfaktorische Rock and Roll.. Aber gerade das macht in einer Welt der konsumistischen Gleichförmigkeit, der Laden- und ecommerce-Ketten, ihre langsam steigende Beliebtheit aus. Hochwertige Ingredenzien und das Kultivieren privater Inspirationen bewirken, dass immer mehr Kunden sich selbst in der Nischenwelt viel besser wiederfinden als im Mainstream. Begriffe, die immer wieder fallen: „Maßgeschneidert“, „individuell“, „exklusiv“, „unvergesslich“, „kreativ“. Zu der empfundenen Individualität, nicht selten am Verkaufsregal ein hoch-emotionaler Aha-Moment, trägt auch bei, dass Nischendüfte zumeist in viel kleineren Stückzahlen hergestellt werden. Und da die kleinen, meist privat oder familiär geführten Häuser ihre Kreationen oft sehr selektiv über kleine Distributoren vertreiben, sind sie auch nicht „an jeder Ecke“ zu kriegen – und auch dies trägt zu ihrem „Seltenheitswert“ bei. Es ist nach Adam Riese nunmal deutlich unwahrscheinlicher auf einer Party einen zweiten Menschen zu treffen, der nach „Baptisma“ von Chapel Factory oder „Silence de Calanques“ von AEMIUM duftet, als jemanden der „Boss Bottled“ trägt. Wer sich abheben will, seine Persönlichkeit unterstreichen will, der sollte zur Nische greifen.
Dies alles sind Vorteile, die man vielleicht noch in die idealistische, elitär-künstlerisch-überkandidelte Ecke schieben könnte, wenn man es denn wollte. Doch auch in sehr konkreten, sozusagen real-sozialpolitischen Gefilden, waren und sind die kleinen Parfumhäuser nicht selten Vorreiter (die Großen ziehen jetzt nach): Sie brachten selbstverpflichtende Standards in die Produktionen ein wie: tiergrausamsfrei, vegan, ökologisch, umweltbewusst, nachhaltig, wiederverwendbar, auffüllbar usw. Sie waren sich nicht zu ete-pe-tete dafür, Luxus mit Ökologie zusammen zu bringen. Ob Delisea oder AEMIUM, lokal produzierte Rohstoffe, kurze Transportwege und umweltfreundliche Verpackungen gehören bei vielen Nischen-Labels wie selbstverständlich zur Parfum-Herstellung dazu. Sie waren die First Mover und brachten eine ganze Branche zum Nachdenken und Umdenken.
Zusammengefasst: der Griff zur Nische unterstützt in vielen Fällen auf einer persönlichen Ebene die Exklusivität, die Individualität, die Kreativität, und hilft junge innovative Unternehmer zu etablieren. Darüber hinaus ist, auf einer allgemeineren Ebene, dieser Zweig immer mehr engagiert in Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. Die Entscheidung liegt beim Kunden. Wie willst du duften? Wo findest du das Parfum, das deine Stimmung, dein Ego, deine Individualität unterstreicht?