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Haus der Düfte testet: NOMENCLATURE „PSY_COU“

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Haus der Düfte testet: NOMENCLATURE „PSY_COU“

Coumarin – neu erfunden?

cou wie „Coumarin“ (Kumarin). Die Parfummanufakturen dieser Welt sollten ihm Denkmäler bauen. So elementar und bahnbrechend war seine Entdeckung für die Herstellung von Düften. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass dieses Molekül die moderne Parfümerie begründete. Im Jahre 1882 war es, als Coumarin erstmals synthetisiert wurde. Bei der Isolierung der Tonkabohne wurde es, quasi als Nebeneffekt, als Hauptmolekül identifiziert. Der Rest ist Duft- und auch Industriegeschichte: Es handelte sich um eine synthetische Quelle… von der so viel hergestellt und eingesetzt werden konnte wie man wollte um den Duft zu erhalten, den man im Kopf bzw. in der Nase hatte. Dieses Molekül befreite, ent-fesselte also ein Stückweit die Kreativität. Es öffnete die Tür für die erste Abstraktion: Bald entstand das legendäre „Fougere Royale“, ein Wegbereiter für die Duftwelt. Kompositionsmöglichkeiten nahezu ohne Einschränkungen.

Duftkreation und Chemie agieren seither in einer notwendigen Symbiose. Das Wissen um die Chemie der Inhaltsstoffe ist essentiell für die Kreativität eines Duftkünstlers. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Nomenclature, deren credo die Zelebrierung des Designs in der Parfümchemie ist, den Klassiker Coumarin in den Mittelpunkt stellt. 

Schon die Namensgebung „psy_cou“ suggeriert: Coumarin wird hier auf seine Tiefenwirkung abgeklopft. Es soll eine unmittelbare Einflussnahme auf unsere Psyche, Seele, unser Empfinden erreicht werden. Wie könnte das gelingen? Welche Formel könnte bewirken, dass wir Coumarin als aufregend und neu wahrnehmen?

Es beginnt oft wie in einem Baukastensystem: Der Parfümeur nimmt einen sehr gebräuchlichen elementaren Basic-Grundstoff. Diese „Classics“ zeichnen sich durch ihre beständige Konsistenz und die „klare“ unverwechselbare Charakteristik aus. Darum herum werden diverse Ingredenzien gestellt um die Grund-Charakteristiken des Alpha-Moleküls zu verstärken oder eben abzuwandeln, zu „konterkarieren“. Bei Coumarin nimmt man einen grasigen, an Heu erinnernden Grundgeruch wahr. Je nach Nase oszilliert das Heuartige hinein in eine milde Süße oder eine  grüne Würzigkeit. 

Ich persönliche finde, um schon das Fazit ein wenig vorwegzunehmen, dass Parfümeur Frank Voelkl, den Heu-Aspekt zwar grundsätzlich erhielt, bzw. ihn nicht „verleugnet“, ihn jedoch zugunsten der geradezu mysthischen holzigen Akkorde (Oud, Palo Santo), deutlich seidig abmilderte und nicht dominieren liess. Und ich sage: Gut so. psy_cou ist Gott sei Dank nicht der x-te „aufgepimpte grüne Duft geworden der sich ländlich gibt“. Deutlicher als das Heu nimmt man einen pudrigen, mildholzigen Gesamteindruck war. Sehr stylish und sehr urban. Coumarin vermittelt hier  zwischen den Zutaten die meisterlich ausgewogen um ihn herum schweben: da wären auf der einen Seite die herbsüße Wachholderbeere und auf der anderen Seite das Palo Santo-Holz zu nennen. Einen abstrahierten Hauch Gourmande-Leckerei steuert Kaffee bei. Saffran und Oud geben dem Ganzen dann diesen seidigen Schimmer, der psy_cou so ungeheuer zeitgemäß, wie einen modernen Klassiker, erscheinen lässt. Der sich sowohl in der Flughafenlounge, in der Bar, aber auch im Büro oder zuhause alleinem auf dem Sofa als kongenialer Begleiter und Veredler der individuellen Biochemie erweist und mit ihr zusammen einen unfassbar modernen Eigenduft erschafft. Der keineswegs, wie es der Slogan beschwören will, nur an unsere „dunklen Instinkte“ apelliert und diese entfesselt, sondern auch unsere positiven Seiten unterstreicht. Ein Parfum in Modern-Moll, aber keineswegs nur „düster“.

Mission accomplished. Nomenclature ist es gelungen, Coumarin neue, aufregende Facetten abzugewinnen. Zwar werden die grünen Heu-Aspekte dieses Moleküls nicht „verleugnet“, doch, anders als dies andere Rezensenten im Netz sehen, empfinde ich psy_cou nicht wesentlich als grünen heu-inspirierten Duft. Viel eher rieche ich ein komplexes, pudrig-holziges, mild-süßes Modern-Art-Kunstwerk, das eine Brücke zwischen Klassik und Moderne zu schlagen vermag. Die Verweildauer würde ich mit gut 10 – 14 Stunden einschätzen, bei leicht überdurchschnittlicher Sillage. psy_cou ist seine eigene Avantgarde.

Nomenclature / Parfümeur Frank Voelkl / Unser Preis: 50 ML Eau de Parfum Vapo zu 90,- Euro

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